Mothers Of Invention: „Hungry Freaks, Daddy“

Die Geschichte von SOUNDS hat ihren Anfang 1966 in Köln. Das, was später Deutschlands führendes Musikmagazin sein sollte, begann als kleines hektographiertes Jazzblatt. 1967 öffnete sich das Jazzblatt zur Rockmusik und führte die Rubrik „Rock Talk“ ein. Ab 1969 nannte sich SOUNDS im Untertitel „Magazin zur Popmusik“. Die erste Rockplatte, die von SOUNDS rezensiert wurde, war „Freak Out“ von Frank Zappas Band The Mothers Of Invention. Gründer von SOUNDS war Rainer Blome. Diedrich Diederichsen, SOUNDS-Redakteur von 1979 bis 83, über Rainer Blome, der 1995 verstorben ist:

Diedrich Diederichsen: „Ja, Rainer Blome war der Chefredakteur zu der Zeit, als ich anfing das Blatt zu lesen. Das war eine extrem interessante Figur. Das war eigentlich neben Michael Wallossek der einzige profilierte deutsche Autor, der damals äußerst meinungsintensiv und aggressiv und auch leidenschaftlich über Sachen schrieb.“

Die Berichterstattung über Jazz trat bei SOUNDS rasch in den Hintergrund. 1970 belegten Pink Floyd, Grateful Dead und Frank Zappa im Leserpoll jeweils die ersten drei Plätze bei den beliebtesten Alben und Singles des Jahres. In den 70er Jahren war SOUNDS die meinungsbildende Musikzeitschrift. Von den anderen damals erhältlichen und wesentlich auflagestärkeren Musikmagazinen wie Pop-Foto, BRAVO und Musikexpress setzte sich SOUNDS durch seinen ernsthaften Umgang mit der Musik deutlich ab. Besonders an kommerzieller Rockmusik ließ SOUNDS jahrelang kein gutes Haar. SOUNDS bezeichnete Marc Bolan 1973 als “Prostituierten der Musik“, Suzie Quatro wurde 1974 vorgeworfen, ihre Musik diene nur dazu, „6 bis 14jährige auf die reibungslose Eingliederung in die bestehenden Normen der Erwachsenenwelt vorzubereiten

Pink Floyd: “See Emily Play”

In den Jahren 1966 bis 72 hatte Rainer Blome SOUNDS in Eigenregie veröffentlicht. 1972 verkaufte Blome SOUNDS an Jonas Porst, einem Sohn aus dem Hause des Großkonzerns FOTO-Porst. Jonas Porst wollte das bisher schlecht vertriebene Magazin besser am Markt positionieren und stellte deshalb in Köln eine Redaktion zusammen. Zu den neuen Redakteuren gehörte Jürgen Legath aus Hamburg. Jürgen Legath hatte als Graphiker für den STERN gearbeitet und war mit Manfred Becker, dem Graphiker von SOUNDS befreundet.

JL: „Das ist ja ganz anders, als man sich das vorstellen kann. Das war ein Raum und da waren drei Leute: ein Redakteur, Michael Wallossek, und Manfred Becker, der Grafiker und dann kam ich dazu. Und die haben dann immer weitergemacht, das was sie schon mit Blome zusammen (...) und ich habe eben die Idee gehabt, so was wie den Rolling Stone zu machen. Den gab es in Amerika damals natürlich schon und das war natürlich ein Vorbild.“

Jürgen Legath führte bei SOUNDS einen subjektiveren Schreibstil ein, der am angloamerikanischen Rockjournalismus orientiert war und Autoren wie Lester Bangs und Hunter S. Thompson zum Vorbild hatte.

Lou Reed: „Vicious“