Der SOUNDS-Gründer Rainer Blome vor dem Morris Minor der Johnny Carr Band, ca. 1985.

rainer blome Kopie

Rainer Blome

Rainer Blome wurde am 13.01.1941 in Solingen geboren. Involviert in der Solinger Jazzszene (als drummer) begann er bald damit, erste Texte über Musik zu schreiben.
Er war fan der Musik John Coltranes, sah Miles Davis 1959 in Paris und besuchte 1967 Detroit, um dort unter anderem den Alto-Saxophonisten Marion Brown zu treffen.
In Solingen gründete er zusammen mit Peter Kowald und Peter Brötzmann die ‘New Jazz Artists’ Guild’, eine lose Vereinigung von Musikern und Schreibern, die dem neuen Jazz zu einem gebührenden Platz im kulturellen Leben verhelfen wollte. Weiter entwickelte er die Idee, eine Zeitschrift für und über den neuen Jazz herauszugeben, die SOUNDS.
Die ersten drei Nummern stellte er praktisch im Alleingang her, er tippte, druckte und verkaufte. Schnell professionalisierte sich die SOUNDS mit dem Umzug der Redaktion (also Blomes’) nach Köln und öffnete sich den damals aktuellen musikalischen Strömungen. Überfordert mit dem Eigenvertrieb der Zeitschrift nahm Blome Anfang 1972 eine Angebot des linken Nürnberger Millionärssohns Jonas Porst an und verkaufte die SOUNDS. Bald traten zwischen Porst und Blome Differenzen auf, Porst stand für eine kommerzielle Ausrichtung der SOUNDS. Den versprochenen ‘Chefredakteurposten’ erhielt Blome nicht und er wurde schließlich von Porst ‘gefeuert’. Das Ergebnis einer gerichtlichen Klärung, die Rainer Blome anstrebte, ist nicht bekannt.
Nach seiner Zeit bei der SOUNDS war Rainer Blome weiter als Musikjournalist tätig, man konnte ihn im WDR und im Deutschlandfunk mit Radiosendungen hören. Die Entwicklung ‘seiner’ SOUNDS hat Rainer Blome nicht gefallen, er verglich die späten Ausgaben mit der ‘Bravo’.
Zwischen 1975 und 1980 bereiste Rainer Blome Deutschland als mobiler Reggae-DJ. Zeit seines Lebens war er offen für neue Strömungen und lehnte musikalisches Schubladendenken strikt ab. Über den Jazz, den Rock der 6oer und frühen 70er Jahre gelangte er später zu Hip-Hop, Rap, House und Techno. Sein besonderes Interesse galt aber der Musik mit ethnischem Hintergrund, vor allem den Gruppierungen aus dem afrikanischen Raum. Er machte auch weiter selber Musik, spielte Bass und gründete die wohl ersten deutschen Reaggae-Bands, wie Gut & Irie oder die Giftmischer.
Rainer Blome hat mit seiner Idee, eine engagierte aber kritische populäre Musikzeitschrift herauszugeben, den Grundstock des populären Musikjournalismus in Deutschland gelegt. Anders als im angloamerikanischen Raum, konnte man in Deutschland nicht auf einer Tradition der populären Musikpresse aufbauen. Dies hat sich Dank Rainer Blome mit dem Etablieren der SOUNDS geändert.
Menschen, die Rainer Blome gekannt haben, berichten von einer gegensätzlichen und impulsiven Persönlichkeit. Als Journalist war sein Bestreben, keine negative Kritik auszuüben und stattdessen das herauszuheben, was ihm gefiel.
Im Nachhinein hat sich herausgestellt, daß ich lange Jahre in engster Nachbarschaft mit Rainer Blome in Köln gewohnt habe. Leider konnte ich ihn damals nicht kennenlernen.
Rainer Blome verstarb am 13.09.1995 in Köln an einer Kombination von Leukämie und Leberzirrhose.


Ein Freund Rainer Blomes (Armin Engel) erzählt:

Reggae war für uns in den 70/80er Jahren unserer Ding und wir flogen derzeit nicht nur aus einer Disco raus, in der wir Reggae auflegten .  
Wir nannten es dann soundsystem und hatten neben Revox Bandmaschine, Turntables und Cassetterecordern auch eine Sängerin namens Olafunke im Silver Simba Sound System, die nachher zurück nach Jamaica ging, um dort bei Black Uhuru Puma Jones zu ersetzen...
Die Silver Simba Touren waren eher in Süddeutschland und NRW verortet, aber auch nicht länger als bis ’85.  
Rainer kam nach einer Südafrikareise mit fehlenden Vorderzähnen zurück und konnte nicht mehr gut im Radio, wo er im WDR oder DLF nach dem Verkauf der Sounds noch die eine oder andere Sendung nach seiner Interessenlage als Feature moderierte sprechen oder Interviews waren für ihn dann auch passé und er zog sich immer mehr in seine Höhle in der Kölner Moselstrasse zurück.
 Ich lernte ihn so um 1976  als Schriftsetzer Lehrling beim Kölner Luthedruck kennen, wo er so die letzten SOUNDS-Ausgaben in Composersatz abnahm .  
Er spielte auch Bass und gründete wahrscheinlich die ersten teutonischen Reggaebands mit Gut & Irie oder den Giftmischern ....
 Er hat einen Sohn, der jetzt hier in Berlin als Techno-DJ arbeitet.
 Als ich sein Archiv mit einem Bambusregal in seinem Keller ordnete, wusste ich nicht, daß ich ihn wohl zum letzten mal sehen würde und hielt  Albert Aylers’ Spirits Rejoice  in den Händen worauf Rainer sagte : ob ich das noch mal hören werde ?

Rainer Blomes Frau Wendula erinnert sich:

Als ich 1967 Rainer Blome kennenlernte, war er gerade aus Detroit zurückgekommen und ganz erfüllt von den Vibes in dieser pulsierenden Stadt.
1968 zogen wir an den Ubierring in Köln und dort begann er die Sounds herauszugeben, in der Form in der sie bekannt wurde.
Er hatte das Bedürfnis, amerikanische und englische Bands in Deutschland vorzustellen. Jefferson Airplane, Country Joe and the Fish, Janis Joplin, Aretha Franklin, Jimi Hendrix, The Who, um nur einige zu nennen. Er machte Interviews in London und Paris, besuchte Konzerte und Festivals, die Gruppen besuchten ihn in Köln oder er traf sie in Frankfurt oder Zürich.
Die LP's mit ihrer psychedelischen Graphik inspirierten ihn dazu, die Sounds ähnlich zu gestalten. Das war damals viel Handarbeit.
Rainer Blome schrieb die Artikel auf seiner schweren Kugelkopfschreibmaschine. Dann wurden sie ausgeschnitten und mit Fotos und mit graphischen Teilen auf die Druckfahnen aufgeklebt. Die Ränder der einzelnen Stücke wurden dick mit flüssigem Tipp-Ex geweißt und so wurden sie zur Druckerei gebracht.
Waren die Hefte gedruckt, wurden sie abgeholt und in der Redaktion verpackt, Von 20-200 Stück, bei einer wachsenden Auflage.
Kein Wunder, dass er froh darüber war, in Jonas Porst einen Verleger zu finden, der ihm diese Arbeit abnehmen würde.
Aber mit dem Vertrag kam es zu einer Übernahme und die Sounds wandelte sich von einer Zeitschrift, aus der man die interessantesten Menschen jener Jahre kennenlernen und etwas über die neue Musik des Undergrounds erfahren konnte, in eine Zeitschrift des Mainstreams.
Rainer bekam dann, nachdem er Porst verklagt hatte, eine finanzielle Abfindung und begann für den Deutschlandfunk und WDR Radiosendungen zu machen.


Obscure Single von Rainer Blome veröffentlicht

Von Franz Bielmeier habe ich Folgendes erfahren:
1979 bis 1982 hatte ich ein indie-label in düsseldorf (rondo). 
rainer blome besuchte uns ende 1980 und wir kauften ihm ein masterband ab, das wir seinerzeit nicht veröffentlicht haben. es soll erstmalig auf der geplanten "rondo singles + sessions" do-cd erscheinen, die in zusammenarbeit mit einem kleinen japanischen label (300 stück startauflage) anfang nächsten jahres das licht der welt erblicken wird.
der legendäre sounds-gründer, der mir damals kein begriff war, wurde uns von xao ende 1980 vorgestellt. rainer blome kam gerade aus jamaika, wollte weiter nach indien und überliess uns ein masterband, das er nach eigenen angaben mit augustus pablo in kingston aufgenommen hatte. es enthielt die stücke wohnzimmerheld und peter saftscheck, die hier erstmals erscheinen.

Inzwischen liegt die CD vor 'höre staune gute laune, rondo singles & sessions 1979-82 (flip1) Suezan Studio: SSZ3060-1, SSZ3060-2’



Screenshot 2020-05-05 at 21.01.31 copy#3